Chronik
Die Gründung des Huckepack e.V. durch eine Elterninitiative
Im Zuge der Wende verstärkte sich im Herbst 1989 auch der Ruf nach Veränderungen im Bildungswesen und nach alternativen Betreuungs- und Bildungskonzepten. Auch viele Eltern in Dresden waren damals auf der Suche nach Alternativen für ihre Kinder. Die vorwiegend auf der Neustädter Elbseite entstandenen Kinderläden konnten den Bedarf bei weitem nicht decken, so dass sich im März 1992 fünf Eltern und zwei Studierende der Erzieher-Fachschule zur Initiative „Kinderladen Ost" zusammenschlossen. Im Mai 1992 entstand daraus der Verein „Huckepack e.V.", mit dem Ziel, ein Montessori-Kinderhaus zu eröffnen und den Kindern dort eine an ihren Bedürfnissen orientierte, liebevolle Umgebung zu bieten.
Die Gründung des Montessori-Kinderhauses
Nach der erfolgreichen Gründung des Huckepack e.V. wurde gemeinsam von Eltern und pädagogischen Fachkräften ein pädagogisches Konzept erarbeitet, das sich an den Grundsätzen der Montessori-Pädagogik orientiert und eine vorbereitete Umgebung schafft, in der die Kinder eine ihrem Entwicklungsstand gemäße Begleitung erfahren. Mit großem Engagement und Optimismus der Beteiligten wurden neben den konzeptionellen Überlegungen die notwendigen organisatorischen, finanziellen und räumlichen Fragen durchdacht, so dass kurze Zeit später die Anerkennung als Freier Träger der Jugendhilfe erfolgte. Einen Monat später erhielt der Verein vom Jugendamt den Zuspruch für die Teilnutzung der Kindereinrichtung Permoserstraße 1, die wir durch Mitarbeit aller in den folgenden Wochen nach unseren Vorstellungen umgestalteten.
Am 4. Oktober 1993 konnten die beiden Kindergruppen mit insgesamt 51 Kindern und 10 Beschäftigten ihr neues Domizil beziehen. Mit dem Freiwerden der oberen Etage übernahm der Verein das gesamte Haus und erweiterte das Kinderhaus um zwei Gruppen.
Bis heute ist das Montessori-Kinderhaus Huckepack mit seinen vier Gruppen und ca. 100 Kindern die größte Montessori-Kindereinrichtung in Dresden. Die Nachfrage an Betreuungsplätzen ist so groß, dass über eine erneute Erweiterung nachgedacht wird.
Die Gründung der Grundschule
Um den Kindern eine kontinuierliche Entwicklung zu ermöglichen, wurden bereits Anfang 1994 erste Überlegungen zum Aufbau einer Montessori-Grundschule angestellt, denen eine intensive Arbeit an einem Grundschulkonzept folgte. Getragen durch die Eltern erfolgte im Dezember 1994 die Beantragung der Genehmigung zum Betreiben einer Grundschule, die im Sommer 1995 erteilt wurde. Um die notwendigen staatlichen Zuschüsse erhalten zu können, stellte die Gemeinschaftsbank eG Bochum (GLS) eine Bürgschaft in Höhe von 153.550 DM aus, die die Familien der Schulanfänger absicherten. Zwei Wochen vor Schulbeginn erhielten wir vom Liegenschaftsamt als Interimslösung den Zuspruch für eine Baracke in der Nordstraße, die insbesondere durch die Eltern unter großem Einsatz zur Grundschule umgebaut wurde. Mit 26 Kindern und sieben Beschäftigten begann am 26. August 1995 der Grundschulbetrieb. Im Oktober 1996 wurde dem Verein das Gebäude Hopfgartenstraße 11 zur Miete angeboten, dass mit über 4.000 ehrenamtlich geleisteten Arbeitsstunden wiederum umgebaut wurde. Es beherbergte vier Lerngruppen mit jeweils 20 Kindern.
Aufbau der Mittelschule
Da uns eine Fortsetzung des pädagogischen Konzeptes auch nach dem Grundschulalter wichtig war, beschloss der Verein im Dezember 1997 den Aufbau einer Mittelschule. Trotz intensiver Verhandlungen mit der Stadt konnte bis zum Sommer 1999 kein geeignetes Gebäude gefunden werden. So waren wir gezwungen, Räume in einer bestehenden Grundschule anzumieten. Dort begann im September 1999 der Unterricht für die erste 5. Klasse. Gleichzeitig erweiterten wir aufgrund der großen Nachfrage die Grundschule um einen zweiten Zug, der ebenfalls in Räumen der 102. Grundschule sein vorläufiges Zuhause fand. Im Frühjahr 2000 lernten bereits 100 Grundschüler:innen und 20 Mittelschüler:innen an der Freien Montessorischule Huckepack.
Sanierung und Umzug
Da die von der Stadt zur Verfügung gestellten Mietobjekte perspektivisch den Raumbedarf nicht würden decken können und eine weitere Dezentralisierung des Schulbetriebes dem integrativen Schulkonzept widersprach, bemühte sich der Verein seit 1998 um die Übernahme eines kompletten Schulgebäudes.
Zwischen mehreren von der Stadt angebotenen Schulgebäuden entschied sich der Verein insbesondere wegen der zentralen Lage, der günstigen öffentlichen Verkehrsanbindung, dem ansprechenden Umfeld und der möglichen Erweiterungsfähigkeit der baulichen Anlagen für den Standort Glashütter Straße 10 in Dresden-Striesen.
Bei diesem Schulgebäude handelte es sich um einen ein 2Mp-Montagebau "Typ Dresden" aus dem Baujahr 1968. Es war in einem äußerst schlechten baulichen Zustand, so dass eine weitere Nutzung nur nach grundlegender Instandsetzung der Substanz möglich war.
Im Sommer 2002 wurde unser Gesamtschulprojekt gestartet. Bis zum Ende der Sommerferien 2002 wurde die ehemalige 58. Mittelschule auf der Glashütter Straße 10 in Dresden-Striesen für den Umzug der Mittelschule vorbereitet, die Grundschule folgte in den Winterferien 2003.
Gründung des Beruflichen Gymnasiums
Der Huckepack e.V. gründete 2006 ein Berufliches Gymnasium der Fachrichtung Wirtschaftswissenschaften. Der erste Abiturjahrgang schloss 2009 erfolgreich ab. Das Berufliche Gymnasium ist staatlich anerkannt und bietet seit 2017 als zweite Fachrichtung Gesundheit und Soziales an.
Damit ist es möglich, dass die Kinder und Jugendlichen ihre schulische Laufbahn bis zur allgemeinen Hochschulreife an der Freien Montessorischule absolvieren können.
Berufsschule mit zweijährigem Berufsvorbereitungsjahr für Schüler mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung
2022 wurde Berufsschule gegründet, um die Schülerinnen und Schüler auf ein möglichst selbstbestimmtes und erfülltes Leben nach der Schule vorzubereiten, besonders auf das Arbeitsleben, auf gesellschaftliche Teilhabe aber auch auf das Privatleben in größtmöglicher Selbstständigkeit.
Schulerweiterungsbau "Gemeinsame Mitte" am Hauptstandort der Schule
Das Berufliche Gymnasium musste bereits in den ersten Jahren des Bestehens in Außenstellen untergebracht werden, da das Schulgebäude es aufgrund von Platzmangel nicht mehr beherbergen konnte. Anfangs fand das Berufliche Gymnasium ein Quartier in einer freigezogenen Schule in der Nachbarschaft, später im Striesencenter auf der Glashütter Straße 100 sowie in Containern und ab 2021 im Medienkulturhaus auf der Schandauer Straße 64.
2012 entstanden die ersten Ideen zu einem Neubau, die in eine Phase Null mit einer Ideenwerkstatt der gesamten Huckepackgemeinschaft mündeten. Unter dem Motto „zusammenziehen“ wurde diese im Herbst 2017 durchgeführt, um gemeinsam eine räumliche Lösung zu finden, die Gemeinschaft zu stärken und die unterschiedlichen Bedürfnisse in Einklang zu bringen. Im Ergebnis wurden die Bedarfe und die Leitlinien für die Entwicklung des Vereins und damit auch für eine bauliche Erweiterung der Schule am bestehenden Standort im Konsens formuliert.
m Ergebnis dieses Partizipationsprozesses entschied sich die Mitgliederversammlung im Frühjahr 2018, den Weg zur Realisierung mit der Durchführung eines Planungswettbewerbs weiterzugehen und mit der Stadt Verhandlungen zum Erbpachtvertrag für das angrenzende Grundstück aufzunehmen.
Der Architektenwettbewerb wurde 2018 ausgelobt und im Januar 2019 entschieden. Neben der Schaffung der notwendigen Unterrichtsräume waren als weitere Kriterien die städtebauliche Einbindung und eine Gestaltung zur Öffnung in das Quartier zu berücksichtigen. Die Jury kürte das Büro Die Baupiloten, Berlin, als Sieger, dem ein Planungsauftrag mit stufenweiser Beauftragung erteilt wurde. Im Herbst 2019 wurden Fördergelder über das Landesprogramm „Schulinfra“ beantragt und vom Land zugesagt. Die Restsumme wird über ein Darlehen mit einem Eigenanteil aus Rücklagen des Vereins, Beteiligung der Familien und Spenden finanziert.
Nach der Fertigstellung 2023 wird das Berufliche Gymnasium einziehen und auch Räume für die Klassen 9 und 10 schaffen , um im bestehenden Schulgebäude mehr Platz für die Klassen 1 bis 8 zu haben. Weiterhin wird im Neubau die „Gemeinsame Mitte“ mit Aula und Mensa entstehen. Neben der eigenen Nutzung sollen darin auch Veranstaltungen für Initiativen und andere Nutzer ermöglicht werden. Auch das Angebot der Cafèteria soll der Nachbarschaft zur Verfügung stehen.
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